Europäische Sofi

Astronomische Faszination
Ganz Europa starrte am 20. März 2015 gen Himmel, um ein Naturschauspiel zu beobachten, welches seit jeher die Menschheit fasziniert: eine Sonnenfinsternis. Eine solche fällt zwar in den Bereich der Astronomen, ist aber auch für uns Meteorologen interessant, denn Sofis haben doch tatsächlich messbare Auswirkungen auf das Wetter!

Gute Nacht!
Eine Sonnenfinsternis entsteht, wenn sich der Mond (das Luder) zwischen Sonne und Erde schiebt – dieser verstellt damit quasi die Sicht. So eine Konstellation muss selbstredend Auswirkungen auf die Erde haben – nämlich sichtbare: Es wird dunkel. Bei einer totalen gleich so sehr, dass Fauna und Flora sich auf den Nachtmodus einstellen: Blumen schließen ihre Blüten, Vögel verstummen, tagaktive Tiere suchen eine Schlafmöglichkeit (Hühner rennen in den Stall, Bienen fliegen in den Stock), nachtaktive Tiere (wie die Fledermäuse) hingegen werden munter. Wenn dann nach wenigen Minuten die Sonne wieder “aufgeht”, schauen alle blöd aus der Wäsch’.

Sonnenfinsternis

Graphische Darstellung einer Sonnenfinsternis (Quelle: FAZ)

Lokale Auswirkungen
Nun ist ja unsere Sonne nicht nur für Licht zuständig, sondern auch für Energie – in Form von Strahlung. Diese kann während einer totalen Sofi auf 1/100.000 des Werts bei voller Sonneneinstrahlung sinken – also praktisch gegen Null! Wenn aber keine Energie mehr rein kommt, muss sich das auswirken – auf die Temperatur zum Beispiel. Dort, wo es dunkel wird, sinkt sie. Überall sonst ändert sich aber nichts – ein thermisches Ungleichgewicht, welches Wind zur Folge hat: den sogenannten Finsterniswind.

Partiell dunkel
Die jetzige Sonnenfinsternis war blöderweise überall am Kontinent nur partiell – einzig auf den Färöer Inseln und der norwegischen Spitzbergen-Inselgruppe total. Bei uns in Österreich lag der Bedeckungsgrad bei 63% – ist zwar mehr als die Hälfte, für Dunkelheit hat’s aber nicht gereicht. Bei der Strahlung allerdings (und folgend der Temperatur) gab es (messbare) Auswirkungen – welche dank des wolkenlosen Wetters doch recht deutlich waren.

Strahlungsverlerauf Sofi 2015

Temperatur- und Strahlungsverlauf vor und während der Sonnenfinsternis am 20. März 2015 in Wien (Hohe Warte). Der Abfall der (direkten, diffusen und globalen) Strahlung und darauffolgend ein leichter Rückgang der Lufttemperatur wurde gemessen (Graphik: ZAMG)

Bitte warten!
Auf die nächsten (partiellen) Sonnenfinsternisse heißt es in Österreich jetzt nicht nur warten, sie fallen allesamt auch noch in die Kategorie “lulu”: Am 10. Juni 2021 gibt’s bloß ‘ne schwache, lediglich 12% Bedeckung. Die nächste wäre am 22. Oktober 2022 mit 42% Bedeckung, dann weiter am 29. März 2025 mit 14%. Erst der 12. August 2026 bringt wieder ein Highlight: 90% Bedeckung – für viele von uns die letzte Chance auf eine (fast) totale! Denn die nächste 100% Sofi ist in Österreich erst wieder am 03. September 2081 (Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Kärnten, Südsteiermark), Wiener hingegen müssen auf die nächste totale noch ewig warten: erst am 16. Mai 2227 ist es hier wieder soweit!

Wer nicht warten will …
Aber auch in Europa sind totale Sofis in den kommenden Jahren eher Mangelware. Die nächste ist erst wieder 2026! Immerhin zählt Spanien als heißes Pflaster, hier alle Termine:

12. August 2026 Island, Spanien total
02. August 2027 Südspanien, Nordafrika total
26. Jänner 2028 Südspanien ringfömig
01. Juni 2030 Nordafrika, Griechenland, Türkei ringförmig
21. Juni 2039 Skandinavien, Baltikum ringförmig
11. Juni 2048 Skandinavien, Baltikum, Russland ringförmig
12. September 2053 Nordafrika total
05. November 2059 Südfrankreich, Sardinien, Sizilien ringförmig
30. April 2060 Türkei, Nordafrika total


… und auch Geld hat

Wer weiter weg möchte, hier noch die weltweiten Daten:

09. März 2016 Indonesien total
01. September 2016 Zentralafrika, Madagaskar, Indien ringförmig
26. Februar 2017 Chile, Argentinien, Zentralafrika ringförmig
21. August 2017 USA total
02. Juli 2019 Chile, Argentinien total
26. Dezember 2019 Saui-Arabien, Indien, Indoensien ringförmig

 

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